• Image 01

    What a single person cannot do
    on his or her own, a team can.

Geld sparen und Geld gut anlegen

Sie führen als Vorstand die Verbraucher­genossenschaft: Thomas Limberg (links) und Johan Zwart (rechts).

Von Peter von Allwördenn

[:newsmore]

DROCHTERSEN. Dass Gemeinschaft stark macht, ist eine Weisheit aus dem Genossenschaftswesen. Es gibt auch Verbrauchergenossenschaften, die über den zentralen Einkauf generieren. Eine solche Genossenschaft sitzt in Drochtersen. Sie wurde vom Magazin „Focus“ als Wachstum-Champion ausgezeichnet.

Das Bürogebäude von Co.Net liegt eher unscheinbar im kleinen Gewerbegebiet am Nindorfer Deichfeld zwischen Drochtersen und Dornbusch. Erst vor wenigen Jahren hat die „Co.Net Verbrauchergenossenschaft eG“, wie sie offiziell heißt, das Bürohaus von einer Reederei gekauft. Schon nach kurzer Zeit wurde die Fläche verdoppelt. Erweiterungspläne liegen bereits in der Schublade des Dienstleisters, der beständig wächst.

Begonnen hatte alles im Jahr 2001, als der Vorstandsvorsitzende Thomas Limberg die Genossenschaft in Stade gründete. Zuvor war der Kaufmann im Marketing für ein großes Schweizer Unternehmen tätig. Dass er später Drochtersen zum Hauptsitz seines Unternehmens machte, liegt daran, dass Limberg in Kehdingen geboren und aufgewachsen ist. Weil sein Onkel Genossenschaftsbanker gewesen war, sei ihm auch der Genossenschaftsgedanke immer sehr nahe gewesen, sagt er über sich selbst.

Die Idee hinter der neu gegründeten Verbrauchergenossenschaft: Geld sparen für die Mitglieder durch gemeinsamen Einkauf. So hat die Co.Net heute mehr als 1000 Partner, bei denen die Mitglieder der Genossenschaft vergünstigt einkaufen können. Mit Rabatten bis zu 30 Prozent wirbt die Co.Net. Es folgte kurz darauf ein eigenes Kartensystem für den Einkauf und eine eigene Co.Net-Kreditkarte – eine sogenannte Prepaid-Karte auf der Basis eines vorher einzahlten Guthabens. Weil diese Kartensysteme viele Konsumenten überzeugten – die Rabatte können sofort abgezogen werden ohne aufwendiges Punktesammeln – vergeben die Co.Net-Leute mittlerweile auch Lizenzen an andere Genossenschaften.

Immobilien auf Mallorca als Standbein

Als viertes Standbein der Genossen fungiert ein mittlerweile auf knapp 60 Immobilien angewachsenes Ferienhaus-Portfolio auf Mallorca. Weil Limberg hier gut vernetzt ist und auch auf der Insel ein eigenes Büro betreibt, kauft die Genossenschaft mit den Einlagen der Genossen seit 2009 hier systematisch Ferienhäuser und -anlagen auf. Die Co.Net verwaltet und betreibt diese Immobilien selbst und hat auf Mallorca mittlerweile ein Team von 22 Leuten beschäftigt. Die Ferienimmobilien befinden sich alle in Cala Ratjada, einem Ferienort an der Ostküste Mallorcas. Dazu gehören unter anderem Ferienhäuser, Hotels und Penthouses.

Das jüngste Standbein der Genossenschaft ist ihr neues Service-Rechenzentrum, mit dem unter anderem elektronischer Zahlungsverkehr für Banken und die Industrie abgewickelt wird. Es entstand ein neues Dienstleistungszentrum im Bereich Hightech: Die Schwerpunkte sind neben dem Service-Rechenzentrum für Banken und Industrie Datenbank-Programmierungen, die Entwicklung von Mobile Apps, Kunden- oder Shoppingportale, Corporate Websites oder das Lizenzgeschäft. Es wurde dafür am Drochterser Standort nicht nur kräftig investiert, sondern auch weiteres Personal eingestellt. 35 Menschen arbeiten heute bei Co.Net.

Weil die Genossenschaft, die vor Ort außer von Limberg von Geschäftsführer Johan Zwart geführt wird, besonders in den vergangenen Jahren ihre Umsätze erheblich steigern konnte, wurde sie 2017 und 2018 in einem bundesweiten Ranking unter den ersten 50 Gewinnern als Wachstums-Champion platziert. 16 000 Unternehmen nahmen daran teil.

Einen Rückschlag beim eigenen Image musste die Co.Net vor einigen Jahren einstecken. Weil die Genossenschaft mit rund 300 freien Maklern bei der Akquise von Kunden und Partnern zusammenarbeitet, könne auch schon mal ein schwarzes Schaf darunter geraten, sagt Limberg. Weil dieser Partner nicht seriös gearbeitet habe, sei die Co.Net auf die Warnliste der Stiftung Warentest geraten. Sie steht zwar längst nicht mehr auf der Liste: „Aber wenn du einmal im Netz bist, bleibst du dort drin“, weiß der Genossenschaftsvorstand.

Die Genossen jedenfalls blieben bei der Stange. 4000 Menschen vertrauen der Genossenschaft und haben dort Einlagen gezeichnet, die im Durchschnitt der vergangenen Jahre mit rund sieben Prozent Dividende vergütet worden sind.

Zum Genossenschaftswesen

Die Ursprünge des Genossenschaftswesens liegen im 19. Jahrhundert. Bauernbefreiung und Industrialisierung hatten zu sozialen Spannungen geführt. Die ersten Formen von Genossenschaften als Selbsthilfeorganisationen entstanden. Ihre geistigen Väter waren Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 bis 1888) und Hermann Schulze-Delitzsch (1808 bis 1883). In Deutschland sind heute rund 20 Millionen Mitglieder in Genossenschaften organisiert.

Am meisten verbreitet sind Genossenschaften im Finanzwesen als Volks- und Raiffeisen-Banken, in der Landwirtschaft als Waren- und Dienstleistungsgenossenschaft und als Wohnungsgenossenschaften. Klassische Konsumgenossenschaften wie etwa die Coop finden sich vor allem im Lebensmittelsektor.

Autor: Peter von Allwörden
Erschienen im: Stader Tageblatt / WIRTSCHAFT REGIONAL